Update der Normen für automatisierte Lagerhäuser und Fördereinrichtungen

 

In den letzten Jahren haben sich automatisierte Lagerhäuser mit mehrgassigen Hochregallagern und Regalbediengeräten überall in Europa verbreitet. Die Pandemie hat diese Entwicklung noch beschleunigt, weil Onlinehändler und Fulfillment-Dienstleister außerordentlich gewachsen sind. 
Automatisierte Lagerhäuser und daran angrenzende Förder- und Sortieranlagen, Kommissionierungs- und Warenein-/ausgangsstationen bergen zahlreiche Gefährdungen, die von den darin installierten Maschinen ausgehen. In diesem Jahr wurden zwei wichtige Sicherheitsnormen für diesen Bereich überarbeitet.

 

 

Welche Normen wurden aktualisiert? 
Die Neufassung der EN 528 für „Regalbediengeräte“ und deren unmittelbare Umgebung wurde bereits im März 2021 veröffentlicht. Diese Norm ist sehr detailliert und spezifisch. Das macht sie zur Pflichtlektüre für alle Hersteller solcher Maschinen, Systemanbieter und auch die Betreiber von Regalbediengeräten. 
 
Die zweite Norm steht kurz vor der Veröffentlichung: EN 619 für „Stetigförderer und Systeme - Sicherheits- und EMV-Anforderungen an mechanische Fördereinrichtungen für Stückgut“. Sie behandelt alle Arten von Fördereinrichtungen, die in nahezu jedem Bereich der Industrie eingesetzt werden. Aufgrund ihres breiten Anwendungsbereiches und der Fülle an betroffenen Produkten und Systemen ist EN 629 wahrscheinlich eine der wichtigsten C-Normen¹ überhaupt. 

 

 

Die Vorgängerfassungen beider Normen waren schon relativ alt und adressierten daher viele Sicherheitsfragen nicht, die sich durch die technischen Innovationen auf dem jeweiligen Gebiet in den letzten Jahren ergeben haben. Beide Normen behandeln vor allem drei Sicherheitsaspekte: 

  • Wie hält man Personen aus Gefahrenbereichen fern, solange dort Maschinen arbeiten? 
  • Auf welche Weise sollen Anlagen sicher stillgesetzt werden, solange Personen daran arbeiten (oder sich im Gefahrenbereich aufhalten)? Dies wird in neueren Normen mit dem Stichwort „Sicherheit während eines Ganzkörperzugangs“ bezeichnet. 
  • Wie können Betriebsarten und der Wechsel zwischen ihnen sicher gestaltet werden? 

 

Von welcher Bedeutung sind die Änderungen für die Industrie? 
Die Bedeutung einer zeitigen, systematischen und hinreichend detaillierten Risikobeurteilung wird in beiden Normen betont. Das gleiche gilt für die systematische Verifizierung und Validierung von getroffenen Sicherheitsmaßnahmen. Eindeutige und strenge Anforderungen werden an den Zutrittsschutz (d. h. die Umzäunung), die Überwachung von Zugangstüren und die Erkennung von Personen, die sich in Gefahrenbereichen aufhalten, gestellt. EN 528 fokussiert außerdem auf die Betriebsarten und den sicheren Betriebsartenwechsel.  

Die neue EN 619 wird ein „Bereichskonzept“ einführen, wonach Förderanlagen in öffentliche und Verkehrsbereiche, Arbeitsplätze, eingeschränkt zugängliche und Gefahrenbereiche unterteilt werden. Sie behandelt ausführlich die Sicherheit an Übergabestellen zu den Gefahrenbereichen, sowohl für Personen als auch für transportierte Güter. Die Größe der Übergabeöffnungen und der Schutzeinrichtungen, die den Zugang zu Gefahrenbereichen einschränken, werden neu festgelegt und detaillierter spezifiziert.  
EN 619 schließt auch Sicherheitsanforderungen an neue Förder- und Lagersysteme ein, z. B. für Transferwagen, Vertikalumsetzer, Behälterfördersysteme und zielkodierte Fördereinheiten (destination coded vehicles). 

Wie kann Axelent Sie unterstützen?
Axelent bietet viele der in solchen Umgebungen erforderlichen Schutzeinrichtungen: Schutzzäune und Zugangstüren sowie dafür geeignete Schlösser, Übergabetore, Geländer für Laufstege und Absturzsicherungen für Zwischengeschosse.  
EN 528 verlangt z. B., dass Zugangstüren sich nur nach außen öffnen lassen dürfen. Außerdem darf es nur mit einem Schlüssel möglich sein, Zugangstüren von außen zu öffnen, während es von innen jederzeit ohne Schlüssel möglich sein muss (Fluchtentriegelung). Diese Anforderungen erfüllen die verschiedenen Varianten unserer X-it Zylinderschlösser, unter anderem das neue X-it electric mit Fluchtentriegelung. Allerdings benötigt man zusätzlich zum X-it-Zylinderschloss immer einen Verriegelungsschalter ohne Zuhaltung als steuerungstechnische Schutzmaßnahme, die die gefährliche Maschine hinter der Tür sicher anhält.

Verwandte Normen, die für Sie möglicherweise auch relevant sind: 

EN ISO 11161:2010 - Integrierte Fertigungssysteme - Grundlegende Anforderungen (gegenwärtig in Überarbeitung). Diese Norm enthält detaillierte Anforderungen und nützliche Hinweise zur Sicherheit von Anlagen, die sich aus mehreren Produktionsmaschinen, Robotern und Fördertechnik zusammensetzen. Insbesondere unterstützt sie Steuerungs- und Automatisierungstechniker dabei, sichere Betriebsarten, Zugangssysteme für Gefahrenbereiche und Sicherheitsfunktionen für Fehlersuche und Instandhaltung „on the fly“ zu konzipieren. 

ANSI B11.20:2017 - Safety Requirements for the Integration of Machinery into a System (Sicherheitsanforderungen für Maschinenanlagen). Obwohl diese amerikanische Norm in der EU nicht unbedingt angewendet werden muss, ist sie für Konstrukteure von integrierten Fertigungssystemen doch eine wertvolle Unterstützung, weil sie zeitgemäßer und moderner ist als die aktuelle ISO 11161 aus 2010. Viele der Innovationen in der Norm werden wahrscheinlich in die Revision der ISO 11161 einfließen. 

EN ISO 3691-4:2020 - Flurförderzeuge - Sicherheitstechnische Anforderungen und Verifizierung - Teil 4: Fahrerlose Flurförderzeuge und ihre Systeme. Diese neue Norm behandelt auch fahrerlose roboterartig operierende Hubwagen, die Behälter anheben können und diese zwischen automatisierten Lagerbereichen und Bereichen mit manueller Auftragskommissionierung hin- und hertransportieren. 

EN ISO 24134:2018 - Flurförderzeuge - Zusätzliche Anforderungen für automatische Funktionen von Staplern 

ANSI/ITSDF B 56.5:2019 - Safety Standard for Guided Industrial Vehicles and Automated Functions of Manned Industrial Vehicles (Sicherheitsnorm für fahrerlose Flurförderzeuge und automatische Funktionen von bemannten Flurförderzeugen) 

ANSI/RIA R 15.08-1:2020 - Industrial Mobile Robots - Safety Requirements - Part 1: Requirements for the Industrial Mobile Robot (Sicherheitsanforderungen für mobile Industrieroboter) 

EN ISO 13482:2014 - Roboter und Robotikgeräte - Sicherheitsanforderungen für persönliche Assistenzroboter 

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¹C-Normen enthalten Sicherheitsanforderungen für ein bestimmtes Produkt oder eine Produktgruppe.

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